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Channel: Melusines Regal » Gedichte

Das Ding

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IIIIIIIIICCCCCCCCCHHHHHHHHH
quiekt das Ding, das komische, wenn ich es
anpuste.
Ich hab’s aus diesem
Warenhaus für Merkwürdigkeiten, dort
gibt es noch mehr solch seltsame Sachen.

Es ist rot. Meistens. Jedenfalls oben.
Oder vorne, oder wie das halt
bei solchen Dingern heißt.
Manchmal hat es eine Kapuze auf, das
sieht komisch aus. Ehrlich.

Reinbeißen kann man
schon, sollte man aber
besser nicht.

Ich habe gelesen, dass
auch Kartoffeln
schreien.

(Feb. 2007)


Blas-Femie

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Es steigt ein wunderschöner Elch vom Himmel
inmitten einer leergetrunk’nen Welt.
Auf seiner Nase trägt er einen Pimmel,
den der Allmächtige in Händen hält.

Voll Ehrfurcht starrt das Volk auf die Erscheinung,
die so noch keines Menschen Auge sah.
„Verneiget euch, sonst fress ich eure Meinung!“,
so spricht der Rat, „Denn siehe: Er ist da!“

Gott, wie geschmacklos.
Wer schreibt solchen Kack bloß?

Des Elchs Gemächt, er trägt es auf der Nase,
voll Stolz und ohne jede falsche Scham
und röhrt, auf dass ihm jemand einen blase.
(Nun fehlt ein Reim. Seid mir darob nicht gram.)

Doch find’t sich keiner, der ihm zu Gefallen,
denn inhaltlich ist das Organ recht leer.
Das kommt, weil ihm der Sack fehlt. (Und, bei allen
antiken Göttern: Dichten, das ist schwer!)

Schlimmer geht’s nimmer?
Doch, das geht immer!

(Jetzt brauche ich zur Form noch eine Strophe,
jedoch für diese fällt mir gar nichts ein.
Das macht nichts, denn wie ich von Herzen hoffe
fällt’s keinem auf – Hauptsache, es klingt rein.)

Dem Elche wollte keiner einen blasen.
Was tut’s: Er kommt doch passend in der Zeit
und niest den Naseninhalt auf den Rasen.
Das war’s auch schon. Perfekte Handarbeit.

 


Und hier zu allem Überfluss auch noch in einer Hörversion – gelesen von der Autorin selbst, mangels geeigneter technischer Ausstattung via Telefonaufzeichnung:

» hier hören

Dem Autoren zu Eigen

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Es sprach der Autor zum Autoren:
Ein E steht gut mir zu Gesicht –
ich beug mich der Grammatik nicht!
Wir Dichter, wir sind unverfroren.

Und schlägt mir gar ein dumpfer Wicht
die Frau Grammatik um die Ohren,
dann soll er in der Hölle schmoren.
Nein, Frau Grammatik folg ich nicht!

Als starker Autor beug ich schwach.
Ich lass mir doch mein E nicht rauben
von jenen, die da Erbsen klauben.
Niemals folg ich der Meute nach!

Des Autors S ist dem Autoren
ein Gräuel, und ich weig’re mich
entschieden, stärker mich zu beugen.
Den Teufel rufe ich zum Zeugen:
S ist des Teufels sicherlich.


Dem Ohrenschützer in aufrechter autörichter Zuneigung gewidmet. ;)

Tafelfreuden

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Annabel, die Küchenschabe,
sitzt in einer Honigwabe.
Wie sie hier hereingekommen,
ist ihr unklar, doch verschwommen
fällt ihr ein, wie sie, seit Tagen
unterwegs mit leerem Magen,
plötzlich süßen Duft gerochen
und in diesen Stock gekrochen.

Er war voll. Infolgedessen
hat sie sich wohl überfressen
und, wie es natürlich eben,
zwei- bis dreimal übergeben.
Darauf schlief sie ein, und nun
fragt sie sich: Was soll ich tun?
Als ich reinkam, war ich dünn,
und nun sitze ich hier drin,
kann nicht vor und nicht zurück,
denn jetzt bin ich viel zu dick.

Doch: kommt Zeit, kommt Rat, und so
geht sie erst einmal aufs Klo
und – weil sie besonders klug ist -
wartet, bis sie dünn genug ist,
kriecht dann durch die enge Lücke,
stolz auf ihre List und Tücke.

Nun sitzt sie draußen vor dem Tor,
genauso hungrig wie zuvor.

Haar in der Suppe

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In meiner Suppe schwimmt ein Haar.
Ich rätsle und sinnier:
Das war doch vorhin noch nicht da –
vielleicht ist es von mir?

Oder habe ich es doch
übersehn, es fiel dem Koch
als er kurz den Deckel hob
und seine Haube sich verschob
geradewegs von seinem Kopf
in den Suppentopf?

Aber sollte dieser Mann
kahl sein, von wem wär’ es dann?
Hat der Kellner es verlor’n
als er die Suppe trug nach vorn,
oder ist es gar
ein herrenloses Haar?

Ach, es ist doch ganz egal!
Ich nehm das Haar heraus,
eß meine Suppe und bezahl,
steh auf und geh nach Haus.


Anmerkung: Wie schon die Annabelle ist auch dies Gedichtlein vor geraumer Zeit entstanden. 1. März 1993, sagt mein Rechner. Das wird wohl stimmen. Zumindest was die gespeicherte Endfassung betrifft.

Nachbarn

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Der eine Nachbar, der war achtbar,
der andre saß oft in der Nachtbar,
sogar wenn’s nicht einmal noch acht war.
Der erste hatte den Verdacht gar,
dass sein Nachbar da ganz nackt war,
was man aber erst nach acht sah,
weil doch die Nacktbar überdacht war.

Am Morgen fragt der Nackte: Nicht wahr,
Sie war’n enttäuscht, dass man mich nicht sah.
Der andere empörte sich gar
sehr, wirklich, das sei nicht wahr,
er sei kein Spanner, doch bei Licht war
des andern Nacktheit deutlich sichtbar,
weil doch das Nachtbardach nicht richtig dicht war.

 


» Hörfassung (es liest: Der Ohrenschützer)

Originalbeitrag im Ohrenschützer-Blog

Linsengedicht

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Für ‘n Augappel und ‘n Eye
 

Ach, ich will sie nicht verlieren,
die Kontakte zu den Linsen.
Deshalb nun auf allen Vieren
kriech ich rum. Jetzt muss ich grinsen.
Meine Sicht ist voller Schlieren.

Kein Wunder, die Brille is mal wieder total verschmiert, ich seh ja rein gar nix!

Dies Gedicht ging in die Binsen.

 
glasses

Na sowas!

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Ein Auge liegt im Stephansdom
(genaugenommen schwimmt es),
betrachtet den Besucherstrom
und denkt an nichts Bestimmtes.

Mit einem Mal betritt ein Pferd
den Dom durch eins der Tore.
Es schaut sich um ganz unbeschwert
und steigt auf die Empore.

Es schüttelt sich und wiehert laut,
die Chorempore kracht.
Sie war wohl nicht für es gebaut -
wer hätte das gedacht!

Dem Auge ist dies ungewohnt.
Das geht, denkt es gekränkt,
weit über meinen Horizont
(denn dieser ist beschränkt).

(1992)


Dies Textchen musste ich erst aus der Koppel befreien; es war mal Mackisch und wollte jetzt gar nicht so recht folgen.

Angeregt hat mich dazu (zum Befreien, nicht zum Schreiben!) dies hier: Mittagspauseninterieur mit Origamipferd (von @Namesitwitt).


ohne titel [herbstgedicht]

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verblüht die zartblauen glocken
blumen des sommers
blutrote blüten
blätter auf herbstlaub
dornige hecken
rosen und hagebutten
morgen
tau in spinnweben
und die letzten weinbeeren
reif

(Oktober 2006)

Morgensterns Halloween

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Ein Rabe saß auf einem Grabe,
des Glaubens, dass er Rechte habe.

Jedoch der Grabbewohner spricht:
Ich duld' hier keine Raben nicht!

Da kriegt
der Rabe einen Schreck
und
     fliegt
             weg.




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